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Marianne Weber. Ihr Eintreten für Frauenbildung und Frauenrechte

Marianne Weber (1870-1954) ist heute vor allem als Frau des weltbekannten Soziologen Max Weber bekannt. Als Herausgeberin seines Werks und seiner Biographie hat sie den Grundstein für seinen Weltruhm gelegt – und sich selber in seinen Schatten gestellt. Typisch Frau!

Aber zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es genau umgekehrt: Sie war eine bekannte Verbandsfunktionärin der bürgerlichen Frauenbewegung, eine gefragte Rednerin und 1919 sogar Abgeordnete im Badischen Landtag für die von ihr mitbegründete Deutsche Demokratische Partei. Eine Frau mit einem eigenen Profil, die sich vor allem für die Bildung von Mädchen und Frauen einsetzte, für Koedukation, gleiche Bildungs- und Berufschancen für Frauen. Mit ihrer wissenschaftlichen und heute immer noch grundlegenden Studie „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“ von 1907 machte sie sich einen Namen als Rechtsexpertin in der Frauenbewegung und darüber hinaus. Auch das damals neue Bürgerliche Gesetzbuch schrieb ein patriarchalisches Eherecht fort, das noch bis weit in die Bundesrepublik Bestand hatte. Schritt für Schritt wollte Marianne Weber die Rechte der Frauen, vor allem der Ehe- und Hausfrauen, stärken. Getragen von einer idealistischen Grundhaltung setzte sie auf die Selbstmündigkeit der Frauen, die sie befähigen sollte, Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. 

Marianne Weber und der Verein für Fraueninteressen

Vom Herbst 1919 bis zum Frühjahr 1921 war Marianne Weber Vorstandsmitglied des Vereins für Fraueninteressen in München. Man war stolz, die frisch gewählte Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine in den eigenen Reihen zu wissen. Über ihr Engagement in der Frauenbewegung war Marianne Weber bereits seit 1899 mit der ehemaligen Vereinsvorsitzenden Ika Freudenberg bekannt. Die Frauen luden sich wechselseitig zu Vorträgen und Tagungen ein. Persönliche Kontakte gab es insbesondere zu der Dichterin Helene Böhlau, in deren Haus die Webers wohnten, zu der Dramaturgin Elsa Bernstein und der Professorengattin Anna Neumeyer. Das Schicksal der von den Nazis in den Tod getriebenen jüdischen Freundin ging Marianne Weber besonders nahe. Es erinnert zugleich an die vielen jüdischen Mitglieder des Vereins.

Ausgleich statt Konfrontation

Marianne Webers Credo für die Frauenbewegung war die selbstbestimmte Frau, egal ob verheiratet oder nicht, und der rechtliche Schutz von Ehefrauen und Müttern. Auch wenn sie ihre Ziele mit Nachdruck verfolgte, suchte sie stets den Ausgleich statt der Konfrontation. Das galt nicht nur für das andere Geschlecht, sondern auch für politisch andersdenkende Frauen. 

Gefragt nach der Bedeutung Marianne Webers für heute, ist das vielleicht Entscheidende: ein starkes weibliches Selbstwertgefühl und eine unerschrockene Standfestigkeit, für die eigenen Überzeugungen und Rechte einzutreten. Und als zweites – auch wenn es heute etwas altmodisch klingen mag: gegen die Spaltung der Gesellschaft einen weiblich-versöhnenden Ton zu setzen, Ausgleich statt Konfrontation anzustreben, Argumenten statt Vorurteilen Raum zu geben.    

Autorin: Dr. Edith Hanke

Mehr zur Marianne Weber in Edith Hankes Beitrag in der Datenbank zur den historischen Mitgliedern des Vereins für Fraueninteressen. 

Am 23. Oktober 2025 hielt Dr. Edith Hanke, Mitglied im Geschichts-Atelier Elvira und Mitarbeiterin bei der Bayerischen Akdemie der Wissenschaften, einen Vortrag zu Marianne Weber in den Räumen des Vereins für Fraueninteressen. 

Marianna Weber, ca. 1910, Hofatelier Elvira, © Archiv der deutschen Frauenbewegung

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